Grenzen setzen – Ein Perspektivwechsel

ca. 3 Minuten Lesezeit

Neulich spazierte ich gedankenverloren durch Berlin, als mir ein Straßenschild ins Auge fiel. Etwas daran irritierte mich. Ich versuchte zu entschlüsseln, wer hier eigentlich Vorfahrt haben sollte. Ein roter Rand bedeutet in der Regel „Stopp“. Doch der Pfeil in meine Richtung war schwarz, während der andere rot war. Die Lösung war simpel: Das Schild war schlicht falsch herum aufgestellt.

Dieses kleine Erlebnis erinnerte mich an ein häufiges Thema aus meiner Coaching-Praxis: das Setzen von Grenzen. Viele meiner Klienten haben Schwierigkeiten damit, dass ihre persönlichen Grenzen immer wieder übertreten werden. Aber wie oft passiert es, dass wir vermeintlich „STOPP“ sagen und unser Gegenüber trotzdem weitergeht? Ist das Ignoranz des anderen? Oder vielleicht haben wir unsere Grenze genauso unklar formuliert wie dieses falsch aufgestellte Straßenschild?

Ein konkretes Beispiel aus meinem Coaching: Ein Kunde beklagte sich, dass seine Mitarbeitenden seine geschlossene Bürotür nicht respektierten und immer wieder ungebeten hereinkamen. Er erklärte mir, dass seine Tür normalerweise offen sei, weil er immer für seine Mitarbeitenden da sein möchte. Doch manchmal brauche er eine Stunde ungestörte Konzentration und schließe dann die Tür. Als ich ihn fragte, wie er sich fühlte, wenn seine Tür respektiert werde, strahlte er: „Das wäre fantastisch!“ Doch als ich ihn darauf aufmerksam machte, dass er dann nicht mehr mitbekommen würde, was draußen vor sich geht, wurde er nachdenklich. „Das will ich natürlich trotzdem wissen“, gab er zu. Daher hatte er seinen Mitarbeitenden signalisiert, dass sie „nur im Notfall“ stören dürften. Und genau hier lag das Problem: Seine Grenze war, wie das Schild, nicht eindeutig – sein „Stopp“ war verwirrend.

Falls Sie sich in ähnlichen Situationen wiederfinden, in denen Ihre Grenzen missachtet werden, fragen Sie sich:

  1. Wie habe ich meine Grenze kommuniziert? War ich dabei klar und unmissverständlich?
  2. Welche Konsequenzen/ Nebenwirkungen könnte es haben, wenn meine Grenze tatsächlich eingehalten wird?

Wenn Ihnen die möglichen Nebenwirkungen bewusst sind, können Sie besser entscheiden, ob Sie bereit sind, diese in Kauf zu nehmen oder Ihre Grenze gegebenenfalls anpassen möchten.

Mein Klient entschied sich schließlich, seine Grenze klar zu setzen und zu lernen, mit der Ungewissheit zu leben, seinen Mitarbeitenden zu vertrauen. Natürlich war dies kein sofortiger Wandel, sondern ein Prozess, der sich über mehrere Coaching-Sitzungen erstreckte.

Durch das Coaching lernte mein Klient, seine Grenzen klar zu setzen und zugleich Vertrauen in sein Team zu entwickeln – was nicht nur zu mehr Respekt, sondern auch zu einer effizienteren und harmonischeren Zusammenarbeit führte.

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– Laotse

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