Durch die Kraft Ihrer Vorstellung zu ehrlicher Wertschätzung
Heute geht es darum, wie man jemanden ehrlich wertschätzen kann, obwohl man ihn lieber auf den Mond schießen möchte – keine leichte Aufgabe…
Ich kann mich noch gut an eine Coaching Session mit einem gestandenen Projektmanager bei einem großen Unternehmen erinnern. Schon als er zur Tür hereinkam, wirkte er genervt. Schnell kam zur Sprache, dass dies an einem seiner Teamkollegen lag: „Immer weiß er alles besser, kommt zu spät zu Meetings und wenn ich ihm gegenüber eine Ansage mache, zieht er sich auf Dienst nach Vorschrift zurück.“. Für den Erfolg des Projektes war er auf den Kollegen ange-wiesen, da dieser mit seinen 37 Jahren Betriebszugehörigkeit eine lebende Wissensdatenbank war. Was also tun?
Ich tastete mich vorsichtig heran: Wenn Druck und Kritik bislang nicht gefruchtet haben, wären Sie bereit, etwas Neues auszuprobieren?
Ein Nicken und ich setzte meinen Weg fort: Mal abgesehen von all dem, was Sie gerade ärgert: Was gibt es an positiven Punkten bei diesem Kollegen?
- Warum im Team?
- Wobei hilft er?
- Wem hilft er?
- Sportlich?
- Tierlieb?
- Gemeinsamkeiten?
Es kommt zunächst einmal nicht auf den beruflichen Zusammenhang an, sondern eher, dass Sie etwas Positives an ihm als Menschen finden.
Dem Projektmanager fiel es sichtlich schwer, etwas Positives zu finden. Daher stellte ich ihn vor eine weitere Herausforderung: Wechseln Sie die Perspektive.
- Wie sehen seine Freunde ihn?
- Wie fühlen sich seine Enkelkinder bei ihm?
- Was denken die Menschen, die ihn lieben?
Da sprudelte es plötzlich aus ihm heraus und er sah förmlich, wie der Kollege als liebevoller Großvater seinen Enkelkindern Geschichten erzählt.
Was macht man jetzt mit dieser Erfahrung? Dem Kollegen ein Kompliment bezüglich seiner Qualitäten als Geschichtenerzähler zu machen, würde wahrscheinlich eher Befremden hervorrufen.
Viel einfacher: Ich habe ihm empfohlen, wenn er das nächste Mal diesen Kollegen sieht, nur daran zu denken, wie dieser mit seinen Enkelkindern umgeht und wie glücklich diese dabei sind. Mehr nicht… Und dann zu schauen, ob sich etwas verändert. – Fortsetzung folgt.
Photo by Ümit Yildirim on Unsplash